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Kategorie: Blog,Radio-Tipps

Radio-Tipp, Rabe, 14.12.20

Seit einigen Wochen spitzt sich der seit Jahrzehnten schwelende Konflikt zwischen Marokko und den Sahraouis in der Westsahara massiv zu. Am 13. November 2020 brach Marokko den im Jahre 1991 mit der sahraouischen Unabhängigkeitsbewegung Frente Polisario unterzeichneten Waffenstillstand, mit dem Aufmarsch marokkanischer Truppen in der entmilitarisierten UN-Pufferzone. Seither haben sich Schusswechsel, Hausdurchsuchungen und Festnahmen in den besetzten Gebieten vervielfacht.

Zwei Drittel der Fläche der Westsahara (insgesamt etwa so gross wie Rumänien) hält Marokko besetzt. Das Gebiet ist mit rund 500’000 Menschen sehr dünn besiedelt, davon sind inzwischen nur noch ein Fünftel Sahraouis, der Rest sind umgesiedelte Marokkaner*innen. Die Mehrheit der Sahraouis lebt heute entweder in der freien Zone, ein von der Frente Polisario kontrollierter dünner Wüstenstreifen, oder aber in den algerischen Flüchtlingslagern, wo auch die Exilregierung der Demokratischen Arabischen Republik Sahara (DARS) ihren Sitz hat.

Zur Sendung geht’s hier.

Laut Sylvia Valentin, zuständig für Entwicklungspolitik und Westsahara-Expertin bei Terre des Hommes Schweiz hat sich die Menschenrechtslage seit dem 13. November 2020 massiv verschlechtert. Es gab zahlreiche Verhaftungen und Folterungen insbesondere von jungen sahraouischen Aktivist*innen, sowie Einschüchterungsversuche von Journalist*innen und Menschenrechtsaktivist*innen.

Derweil giessen zahlreiche internationale Gross- und Regionalmächte wie die USA, die Vereinigten Arabischen Emirate oder Bahrain Öl ins Feuer, in dem sie die Souveränität Marokkos über die gesamte Westsahara unterstreichen. Die EU ihrerseits bewegt sich im Westsahara-Konflikt auf dünnem Eis: Einerseits gilt Marokko als wichtiger, strategischer Partner in der Maghreb-Region und als Schutzwall gegen Migrant*innen aus Subsahara-Afrika. Andererseits aber sei die Rechtslage klar, betont Sylvia Valentin, mit seiner militärischen Intervention habe Marokko offensichtlich gegen internationales Recht verstossen.