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Jugendzentren der UJSario in Smara

Fussball spielen, im Internet surfen oder Henna Tattoos aufmalen – die Freizeitgestaltung der sahraouischen Jugendlichen unterscheidet sich auf den ersten Blick kaum von derjenigen anderer junger Leute. Ihre Zukunftsaussichten aber sind düster. Sie haben zwar eine gute Ausbildung, aber es gibt in den Flüchtlingslagern kaum Arbeitsstellen und ihre Möglichkeiten, sich zu verwirklichen sind beschränkt.

2001 hat die UJSario (Jugendorganisation der DARS) mit dem Aufbau von Jugendzentren begonnen. Hier erhalten Jugendliche die Gelegenheit zu Weiterbildung und sinnvoller Freizeitgestaltung. Sie haben einen eigenen Raum, in dem sie sich entfalten können. Es werden Spanisch- und Französischkurse angeboten oder Kurse in Informatik und Ernährungskunde. Näh- und Kochateliers oder ein Coiffeursalon laden zur Mitarbeit ein. Mit der Organisation von sozialen Einsätzen, Programmen für Kinder, Bildung von Frauengruppen, sportlichen und politischen Veranstaltungen nimmt die UJSario eine wichtige politische, kulturelle und soziale Rolle innerhalb der sahraouischen Gesellschaft ein

Vorgeschichte

Der jahrelange Konflikt und die politische Perspektivlosigkeit äusserten sich Ende der 1990er Jahre in den Flüchtlingslagern mit einer zunehmenden Zahl von Jugendlichen, welche wegen fehlender Motivation Schule oder Ausbildung abbrachen. Es kam sogar zu Bandenbildung unter jungen Burschen mit Diebstählen und Überfällen auf Personen. Daher suchte die sahraouische Jugendorganisation UJSario dringend nach Möglichkeiten, die Lebensbedingungen und die Zukunftschancen für Kinder und Jugendliche in den Lagern zu verbessern: Ein Angebot an Kursen und Freizeitaktivitäten sollte den Jugendlichen wieder Hoffnung in die Zukunft geben. Auf diese Weise sollten sich insbesondere auch die jungen Frauen die nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten für eine spätere Erwerbsarbeit aneignen können.
Die Verantwortlichen der UJSario Smara haben darauf die Gemeindevorsteher um Unterstützung gebeten und ab 2001 mit Sprachkursen und Vorträgen in den Räumen verschiedener Gemeindehäuser begonnen. Ihr Ziel aber waren Jugendhäuser, um den Jugendlichen eigene Räume als Treffpunkte zur Verfügung stellen zu können.
Das SUKS – und terre des hommes schweiz, damals noch Mitglied des SUKS – wurde um Unterstützung gebeten. Da uns das Projekt äusserst sinnvoll erschien und wir zudem einige Erfahrung in Jugendarbeit hatten, haben wir sofort zugesagt.
Zu Beginn brauchte es aber eine Aufklärung der sahraouischen Öffentlichkeit über den Sinn von Jugendarbeit. Denn traditionellerweise hatte es in der sahraouischen Gesellschaft nur «Kinder» und «Erwachsene» gegeben mit einem sehr frühen Übergang von der einen in die andere Gruppe. Mit Schule und Ausbildung in den Lagern hatte sich nun das Leben grundlegend verändert: Eine Jugendphase hatte sich entwickelt. Also organisierte die UJSario im Mai 2002 eine Tagung mit politisch Verantwortlichen und VertreterInnen der Eltern, um über die Jugend und deren Bedürfnisse zu informieren und den Sinn von freien Aktivitäten für Jugendliche aufzuzeigen. Es gab lebhafte Diskussionen, doch damit wurde der Boden gelegt für die heutige Akzeptanz der Jugendarbeit in den Flüchtlingslagern.
Dank der Unterstützung aus der europäischen Solidaritätsbewegung konnten dann zwischen 2002 und 2006 in jeder der sieben Dayrate (Gemeinde) der Wilaya Smara je ein Jugendzentrum gebaut werden; vier von ihnen wurden durch das SUKS finanziert.

Aktivitäten in den Jugendzentren

In diesen Zentren werden Jahreskurse für Informatik/PC-Anwendung, Spanisch, Englisch und Nähen angeboten. Diese werden regelmässig jede Woche durchgeführt, nach einem festen Stundenplan und mit Anwesenheitskontrolle. Sie geben jungen Frauen die Möglichkeit, sich spezielle Kenntnisse anzueignen und ihre individuellen Fähigkeiten zu entwickeln. Die LehrerInnen sind junge Sahraouis, die ein Studium gemacht haben und durch die Arbeit in den Jugendzentren die Möglichkeit zu einem kleinen Verdienst erhalten. Bei unseren Besuchen sind wir immer wieder beeindruckt von der Qualität der Arbeit und dem Ideenreichtum der Unterrichtenden.
Daneben gibt es regelmässig Ateliers mit freier Teilnahme, z.B. in Erster Hilfe/Hygiene, Kochen, Tanz und Musik oder Coiffeurtechnik. Diese Ateliers werden von den Jugendlichen sehr geschätzt.
Regelmässig werden auch Vorträge und Diskussionen organisiert zu politischen, gesellschaftlichen, religiösen oder rechtlichen Themen, auch zu Aids-Prävention und Drogenfragen. Diese Veranstaltungen stossen auf grosses Interesse bei den jungen Leuten und werden rege besucht.

Freizeitaktivitäten für Kinder

In den ersten Jahren wurden in Zusammenarbeit mit der UJSario, Ausbildungsprogramme für AnimatorInnen für Kinder- und Jugendarbeit von einem Team der Guide de France (französische Pfadfinderinnen) aufgebaut. Seit mehreren Jahren werden sie von verschiedenen europäischen Organisationen – wie Cap Solidaire (F) und Jugendrat aus Asturias (E) – weiterhin in Form von regelmässigen Kursen angeboten. So steht heute in jeder Dayra ein Team von 15 jungen Frauen für die Kinderarbeit zur Verfügung.
Jeden Montag und Donnerstag organisiert das jeweilige Team für Kinderarbeit einen Spielnachmittag für die Kinder der Dayra. Diese Spielnachmittage finden in den Jugendzentren der UJSario statt.

Das Team der Verantwortlichen der UJSario Smara, das seit 2000 die Jugendzentren und deren Aktivitäten aufgebaut hat, wurde am letzten UJSario-Kongress im Dezember 2017 im Rahmen von demokratischen Wahlen durch eine neue, jüngere Gruppe abgelöst. Diese ist nun dabei, die begonnene Arbeit mit neuem Elan weiterzuführen und weiter zu entwickeln.