Marokko hat viel im von ihm besetzten Gebiet der Westsahara investiert und hat die Städte und die Infrastruktur massiv ausgebaut. Gleichzeitig fand die Ansiedlung von Hunderttausenden von MarokkanerInnen statt, mit dem Ziel einer «Marokkanisierung der Westsahara», obschon solche Bevölkerungsumsiedlungen in besetzte Gebiete nach den Genfer Konventionen verboten sind. Mit der Umsiedlung von Menschen aus Marokko sollen Tatsachen geschaffen und ein Referendum über den Status der Westsahara verunmöglicht resp. verfälscht werden.
Diese marokkanischen SiedlerInnen profitieren von sehr günstigen Steuerbedingungen, Angestellte der öffentlichen Dienste von doppeltem Lohn. Heute leben nach Schätzungen 375’000 MarokkanerInnen und 125’000 Sahraouis in den Gebieten westlich der Mauer: Die Sahraouis sind zur Minderheit im eigenen Land geworden. Unter der marokkanischen Besetzung werden die Sahraouis ausgegrenzt und diskriminiert. Zugang zu Ausbildung und Arbeitsplätzen hat nur, wer die marokkanische Politik unterstützt. Wohnungs- und Hausbesitz ist Marokkanern vorbehalten. Lizenzen für Geschäfte und Werkstätten gibt es auch nur für Marokkaner – Sahraouis müssen Wohnraum und Geschäfte von Marokkanern mieten. Wer gegen die Besetzung protestiert, wer sich für ein Referendum oder die Unabhängigkeit einsetzt, ist ständig willkürlichen Verhaftungen, Misshandlungen und Folter ausgesetzt.
«Entweder ist jemand ein Patriot oder ein Verräter», erklärte 2009 der marokkanische König Mohamed VI.